Verhandlungen vorbereiten und führen

  1. Vorbereitung der Verhandlungen

Der Betriebsrat sollte sich auf die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber über den Interessenausgleich und Sozialplan sehr sorgfältig vorbereiten. Wenn man sich in einer Position eingräbt, über die man nicht verhandeln will oder sich nicht genügend Argumente für seine Forderungen überlegt, wird man es als Betriebsrat schwer haben, die Verhandlungen erfolgreich zu führen!

Der Betriebsrat sollte daher:

  • eine eigene Verhandlungsposition bestimmen,
  • seine Forderungen sorgfältig definieren und auf Plausibilität prüfen,
  • die notwendigen Informationen zusammenstellen, um die Positionen und die Argumente gut begründen zu können,
  • seine Argumente gut vorbereiten und auf Stichhaltigkeit prüfen,
  • Optionen entwickeln, um in der Verhandlung auf unterschiedliche Entwicklungen flexibel reagieren zu können.
  1. Die eigene Position bestimmen

Der Betriebsrat sollte daher innerhalb des Gremiums seine Position abstimmen:

  • Ist es realistisch, die Betriebsänderung ganz zu verhindern?
  • Welches sind Maximalforderungen, die sie für wünschenswert halten?
  • Welches sind die Minimalforderungen, die sie in jedem Fall durchsetzen möchten?
  • Mit welcher Position treten sie an den Arbeitgeber heran?
  • Gibt es Möglichkeiten, die eigene Position zu verstärken, z.B. durch entsprechende anwaltliche Unterstützung?
  • Gibt es Möglichkeiten für einen Interessenausgleich, bei dem es zu keinen wirtschaftlichen Nachteil für die Arbeitnehmer kommt?
  • Können sie Alternativen zur geplanten Betriebsänderung anbieten, die sich vernünftig begründen lassen?
  • Können sie Alternativen zur geplanten Art der Durchführung (Umfang, Zeit, etc.) anbieten, die sich vernünftig begründen lassen?

Klären Sie innerhalb des Betriebsratsgremiums, dass auch wirklich alle Mitglieder die jeweiligen Positionen vertreten. Stellen Sie insofern Einigkeit und Solidarität im Gremium her.

Versuchen Sie als Betriebsrat zu verhindern, dass der Arbeitgeber das Betriebsratsgremium spaltet, in dem er einzelnen Mitgliedern oder bestimmten Gruppen Versprechungen macht!

  1. Forderung definieren

Entwickeln Sie als Betriebsrat Ihre Vorstellungen, gehen Sie dabei systematisch vor, beispielsweise indem Sie verschiedene Themen bestimmen und für jedes Thema eine Abstufung von verschiedenen Forderungen festlegen. Bestimmen Sie als Betriebsrat die Maximal- und Minimalforderungen für jedes Thema!

Überlegen Sie also als Betriebsrat:

  • welche „Tauschgeschäfte“ möglich sind,
  • welche Forderungen zu „Paketen“ zusammengestellt werden können,
  • wo Sie dem Arbeitgeber entgegenkommen können,
  • was das Mindeste ist, dass Sie in jedem Fall durchsetzen möchten und
  • an welcher Stelle Sie die Verhandlungen abbrechen und die Einigungsstelle anrufen!
  1. Informationen zusammenstellen

Nehmen Sie als Betriebsrat die Information des Arbeitgebers nicht als gegeben hin, prüfen Sie vor allem bei „Sachzwängen“, die der Arbeitgeber vorgibt, ob sie wirklich sachliche so zwingend sind, wie er es behauptet.

Rechnen Sie als Betriebsrat also nach, was der Arbeitgeber Ihnen vorgerechnet hat! Kritisieren Sie deutlich, wenn der Arbeitgeber Sie zu spät oder unvollständig informiert. Fordern Sie weitere Informationen an, wenn Ihnen die Informationen nicht ausreichend erscheinen.

Suchen Sie als Betriebsrat nach Widersprüchen in den Informationen des Arbeitgebers. Prüfen Sie, ob früherer Aussagen des Arbeitgebers oder Aussagen gegenüber anderer Gremien, der Öffentlichkeit, etc. den Informationen widersprechen.

Wenn Sie als Betriebsrat eigene Vorschläge entwickeln, sammeln Sie Informationen, mit denen Sie Ihre Vorschläge begründen können. Stellen Sie stichhaltige und plausible Informationen, Zahlen, etc. zusammen, mit denen Sie Ihre Forderungen und Argumente untermauern können!

  1. Argumente vorbereiten

Nur eine Meinung zu haben genügt als Betriebsrat nicht, man muss diese auch wirksam vertreten können. Suchen Sie also plausible Argumente, mit denen Sie Ihre Positionen und Forderungen auch begründen können. Begnügen Sie sich nicht damit, nur einzelne Gründe für Ihre Forderungen nennen zu können, sondern entwickeln Sie eine schlüssige Argumentation mit einer möglichst großen Fülle von plausiblen Argumenten. Finden Sie auch Gegenargumente zu den Gründen, die der Arbeitgeber für seine Position genannt hat. Hinterfragen Sie die Argumente und die Gründe des Arbeitgebers, wer fragt, der führt:

Bereiten Sie Fragen vor, mit denen Sie den Arbeitgeber in die Defensive drängen! Bereiten Sie sich auch darauf vor, dass der Arbeitgeber Ihre Argumente hinterfragen wird. Suchen Sie also Lücken und Schwächen in Ihrer eigenen Argumentation und überlegen Sie sich, wie Sie reagieren, wenn der Arbeitgeber diese Lücken und Schwächen aufdeckt und anspricht.

  1. Optionen entwickeln

Begnügen Sie sich nicht damit, eine Position zu entwickeln („wir sind dagegen und basta!“) und darauf zu verharren. Überlegen Sie sich, in welchen Punkten Sie flexibel sein können und welche alternativen Vorschläge Sie dem Arbeitgeber machen können. Versuchen Sie die Interessen des Arbeitgebers zu erkunden und dazu passende Vorschläge zu entwickeln, die Ihren Vorstellungen näher kommen.

  1. Tipps für die Vorbereitung

Spielen Sie die Argumentation vorher innerhalb des Gremiums durch. Suchen Sie ganz gezielt nach Schwächen in Ihrer Position und Argumentation – der Arbeitgeber tut dies auch! Üben Sie die Verhandlungen z.B. als Rollenspiel mit den Kollegen aus dem Betriebsrat. Nehmen Sie nichts persönlich, sondern bleiben Sie immer sachlich. Unterstellen Sie dem Arbeitgeber keine unlauteren Motive (die Sie nicht kennen), sondern bleiben Sie immer auf der Sachebene. Die Personen auf der Seite des Arbeitgebers machen ihren Job, und das ist ihr Recht und ihre Aufgabe.

Fragen Sie mehr, als dass Sie Forderungen aufstellen, argumentieren Sie!

Fragen Sie beispielsweise:

  • Warum?
  • Warum nicht?
  • Warum so?
  • Warum zu diesem Zeitpunkt?

Fragen Sie nach den kurzfristigen und langfristigen Interessen und Zielen des Arbeitgebers, die er mit der Betriebsänderung verfolgt. Zeigen Sie sich gegenüber den Interessen des Arbeitgebers aufgeschlossen, beharren Sie aber auch darauf, dass auch Ihre Interessen Berücksichtigung finden. Lassen Sie sich nicht durch Schmeicheleien etc. einwickeln; lassen Sie sich in Ihrer Position und Argumentation nicht durch Drohungen beeindrucken. Machen Sie Drohungen des Arbeitgebers offen und stellen Sie klar, dass Sie sich auch davon nicht beeindrucken lassen. Überlegen Sie sich vorab, ob und welche Drohungen zu erwarten sind und legen Sie sich die passenden Entgegnungen zurecht. Vielleicht können Sie auch (glaubwürdig) drohen, etwa mit Verhandlungen durch die Gewerkschaft.

Vermeiden Sie aber, dass durch Drohungen die Fronten verhärtet werden. Sie können die Verhandlungen jederzeit unterbrechen, wenn Sie merken, dass Sie die Kontrolle verlieren. Wenn ganz neue Argumente oder Informationen auftauchen sollten, bestehen Sie darauf, dass die Verhandlungen unterbrochen werden, um die neue Situation in Ruhe innerhalb des Gremiums durchdenken zu können!